Gestern war Klassentreffen. Nach 30 Jahren das zweite mal. Das letzte war vor 15 Jahren und ich bin damals nicht hingegangen.
Hätt ich mir diesmal auch sparen können. Ich hab schon gewusst, warum ich schon Wochen vorher einen Horror davor gehabt hab. Je näher der Tag kam umso mehr schnürte sich in mir alles zusammen. Von Freude die alten Schulkameraden wieder zu treffen war keine Spur.
Das war eine Zeitreise in eine Phase meines Lebens, der ich nicht nachtrauere. Ich hab die Schule nicht eine Sekunde in meinem Leben vermisst. Ich hab keinen einzigen Klassenkameraden vermisst. Aus den Augen aus dem Sinn sozusagen.
Naja, nun war also gestern das Klassentreffen. 15 Leute hab ich seitdem nie wieder gesehen, aber meist auch gleich wieder erkannt.
Ich war damals in der Schule ein ziemlicher Aussenseiter. Ein Einzelgänger. Ein komischer Vogel, völlig schüchtern und verschlossen. Ich hab nur geredet, wenn ich gefragt wurde.
Und seitdem hat sich bei mir ja einiges geändert was den Charakter betrifft. Aber gestern war es genau wieder so, als wär der nächste Schultag. Ich war wieder in der Rolle des Aussenseiters. Der immer noch nur redete wenn er gefragt wurde. Und dann auch nur das Nötigste. Und nicht mal das.
Ich wurde z.B. gefragt, was ich für eine Geschichte zu erzählen habe. Nix.
Ich hab in 30 Jahren nix erlebt?
Nö, nix.
Nein ich bin nicht verheiratet, war nie verheiratet und hab auch keine Kinder. Hat mir Scheidungen und Alimente erspart.
Viel mehr kam nicht von mir.
Was man dann noch erfahren durfte nach 30 Jahren: Am letzten Schultag damals war ne Party am Abend. Man hat sich getroffen und hat die Schule hinter sich gelassen. Und wer wurde nicht gefragt? Richtig.
Ich hab halt mehr oder weniger interessiert den Geschichten zugehört, die die Leute so erzählt haben und hab immer auf die Uhr geschaut, wann ich endlich Heim gehen kann. Entgegen gekommen ist mir auch, dass ich um 4 Frühschicht hatte.
Und so hab ich mich um 23 Uhr nach endlosen 3 Stunden meinen Mut zusammen gerafft und hab mich verabschiedet.
Es sollten noch E-Mail Adressen ausgetauscht werden, dass man Erinnerungsfotos untereinander verschicken kann, aber das hat mich nicht die Bohne interessiert.
Und nachdem wir ja draussen saßen und ich zu Fuß dort war, hab ich auf dem Weg nach Hause die Blicke im Rücken gespürt und die Gedanken von meinen ehemaligenMitschülern gehört, bis ich endlich ausser Sichtweite war.
Der Tag gestern hat mich aufs äusserste frustriert. Das muss ich mir nicht nochmal geben. Ich konnte einfach nicht mein jetziges Ich zeigen und war nur der Karl-Heinz aus alten Tagen. Ich habe lediglich eine Erwartungshaltung erfüllt, von der ich meinte, dass ich sie erfüllen musste.
Es gibt also noch Tage, wo ich mich zum kotzen finde.
3 Kommentare:
Da wäre die bessere Entscheidung gewesen, gar nicht erst hinzugehen.
P.S. von unserer Abschlussklasse gab es in 28 Jahren noch nie ein Klassentreffen.
Ich würde auch garantiert nicht hingehen, da waren zuviel Idioten in der Klasse.
Das alles, was du hier so gnadenlos ehrlich aufschreibst, ist 1A-Material für G. L.-A.
Ist klar, oder?? xx
Ja, wär gescheiter gewesen.
Jetzt war ich da. Jetzt weiß ich was jetzt anders ist als früher. Heute ist alles besser.
So wie damals will ich nicht mehr sein
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