HOLE IN ONE

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HOLE IN ONE am 26.05.2011 um 15:25 Bahn 7

Sonntag, 10. Mai 2009

Schluchsee

Es ist mal wieder Wettkampftag.
Um halb 7 dachte ich, ich wäre im Himmel und ein Engel beugt sich zu mir herab. Dabei war es Kerstin, die mich weckte. Da kann kein Engel mithalten. Der erste lockere Spruch konnte nicht lange auf sich warten lassen, der da hiess 'Früher kam man um diese Uhrzeit erst heim, heute steht man da auf, tses'
Nach dem Frühstück wurde zum Schluchsee gefahren. Der nächste Spruch kam auch schon, ein ganz schlechter. Ich fragte Kerstin, wie der Schluchsee denn heissen würde, wenn er arg traurig wäre. Klar, Schluchzsee. Haha, da hat mal wieder einen veganen Clown gefrühstückt, der etwas komisch geschmeckt hat.
Nundenn, wir kamen am Schluchsee an, 2 km vom Start weg. Erstmal hinlatschen und in das völlig überfüllte Startunterlagenabholzelt gegangen. Dieser Wettkampfduft allerorten, obwohl noch kein Wettkampf war. Herrlich. Mit Startnummer gings wieder an die frische Luft. 'Schnauf'. So, nu? Hm. Wo könnten wir denn unsern Rucksack abgeben? Haben wir die Frau an der Info gefragt. Ja nirgends, einfach irgendwo hinlegen. Naaaa gut, dann eben nochmal zum Auto und Rucksack zurück bringen. Wir sind ja noch jung, wir haben Zeit.
Danach wieder zurück und in die Startformation eingereiht. Zuvor wurde noch von einer Animateurin ein Gymnastikprogramm gemacht und alle haben brav mitgemacht. Kerstin und ich setzten uns lieber in den Startblock und schauten dem lustigen Treiben zu. Dann wurde der Start angezählt. Ich fragte Kerstin noch, ob sie auch so unglaublich aufgeregt wäre? 'Ja klar' *gähn*. Nundenn, dann wollma mal aufstehen.
Da wir sehr weit hinten starteten, sahen wir sie wieder. Alle waren dabei. Die Flaschenträger, die Trinkgürtelträger, die Maxpuls in die Uhr Eingeber und schon am Start piependen Läufer. Die Loslaufenden, obwohl man noch keinen Schritt voran kommt. Die Schwätzer und die zu viert im Verein nebeneinander Läufer.
Und natürlich zwei Hasen.
Dann gings los um den Schluchsee, zunächst leicht bergauf. Die Gefahr des Auspowerns war am Anfang nicht so gegeben, knapp unter dem 7er Schnitt gings gemütlich hinauf. Es war verdammt schwer nicht in den Gehschritt zu fallen. Der zweite Kilometer war nicht viel schneller. Und kaum eine Möglichkeit zu überholen. Dann sagte ich zu Kerstin, dass ich schon mal vorlauf, zuuuuufällig liegt da ein Cache im Wald rum. Ich bin dann mal wech.
Gut dass die Strecke breiter wurde, so konnte ich prima überholen. Das machte jetzt mächtig gute Laune im 5er Schnitt an den Leuten im Slalom vorbei zu fetzen.
Dann kam ich langsam bei einem Mitläufer an, der mich wohl hörte, dass ich näher kam. Er wurde etwas schneller, ich aber auch. Ich lief dann genau neben ihm, aber nur 20cm nach hinten versetzt. Ich grinste, denn er lief jetzt noch schneller, ich aber auch. Dann wurde er immer noch schneller, ich aber auch und immer war ich genau 20 cm hinter ihm. Irgendwann konnte er nicht mehr schneller und wurde langsamer. Da musste ich den Turbo einschalten und bretterte in einer Pace von 4 min weiter und flog an etlichen Läufern vorbei. Schade, dass ich das Gesicht von dem Typen nicht sehen konnte.
Ich holte noch ein bisschen Zeit raus und dann plötzlich bog ich im 90° Winkel ab und verschwand 120 Meter weit im Wald, weil dort eben der Cache zu suchen war. Ich fand ihn auch sofort, machte die Dose auf, schrieb schnell meinen Namen rein und markierte so meinen 993.Cache. Dann noch schnell eine Pinkelpause auf dem Rückweg gemacht und die Läufer beobachtet, dann sah ich von Weitem Kerstin vorbei laufen und rief HAAAASSSEEEEE!!!
Hase: SOLL ICH WARTEN?
Hasenmann: NE ICH KOMM DIR NACH!!!
Hase: GUT, BIS GLEICH.
Dann wieder rauf auf den Weg und wieder Fahrt aufgenommen. Es dauerte ein paar hundert Meter bis ich wieder bei Kerstin war und da es immer bergauf ging an dem Teil der Strecke, musste ich ganz schön schnaufen. Aber dann hatte ich sie erreicht und wir liefen zusammen weiter.
Sie fragte noch: Gefunden?
Gefunden!
Schön.
Meine gute Laune war natürlich immer noch da und dann stellte ich mal einen lockeren Spruch in die Läuferschar, dass es jetzt noch 5km bergauf geht. Kerstin fragt: Echt? Ich: Nö..... 6 km. Allgemeines Gelächter.
Bei der nächsten Wasserstelle gabs wieder nix zu futtern und Kerstin war ganz schön enttäuscht darüber. Keine Bananen? Das hörte ein junger Mann und rannte zum Auto um Kerstin seine Banane in die Hand zu drücken. Das war doch nett.
Nun liefen wir locker weiter um den See herum und ich war eigentlich der Meinung, dass alles gut ist, bis Kerstin plötzlich aus heiterem Himmel stehen blieb. Ein paar Läufer mussten abrupt abbremsen und uns umkurven.
Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr.
Wie jetzt?
Aber dann lief sie auch sofort wieder weiter und nachdem wir schon lange keinen Wettkampf mehr zusammen gelaufen sind, hab ich ja ganz vergessen, was es heisst, wenn Kerstin sagt, sie kann nicht mehr. Das ist das Zeichen für mich, dass ich mich auf was gefasst machen kann. Denn jetzt lief sie nicht mehr im 6er Schnitt, sondern wurde immer schneller.
Nach 12 km war so ein Profifotograf und Kerstin kann es nicht leiden, wenn sie beim Laufen fotografiert wird. Sie versteckte sich hinter mir, aber der Fotograf wollte sie auf dem Bild auch haben, worauf Kerstin ihn anfuhr, dass sie doch nicht fotografiert werden will. *grrr*
Wir überholten immer mehr Läufer. Lagen wir bei km 13 bei einer 5:50er Pace, wars bei 15 km schon eine 5:35er Pace. Das war aber noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Irgendwann fragte Kerstin mich, ob wir denn unter 6min/km sind? Öhm ja knapp, 5:20. Da hat sie geguckt.
DAS hättest du mir nicht sagen dürfen, jetzt kann ich nicht mehr. Ja, is klar. JETZT war ich vorbereitet und Kerstin gab nochmal Schwung, bis der Weg so eng wurde, dass wir wieder im 6er Schnitt liefen. Es gab kein Vorbeikommen, der Rhythmus war erstmal weg. Aber dann wurde der Weg wieder breiter und meine völlig erschöpfte *blinzel* Kerstin rannte wieder auf und davon, dass die überholten Läufer nur noch als Schemen erkennbar waren. Naja, fast. Dann gabs auf den letzten Kilometer noch sehr giftige Steigungen, die kaum einer laufend bezwungen hat und dann rein ins Dorf, den Schlussanstieg gemeistert und den Lauf in 1:49 erledigt. Ich war mächtig beeindruckt von meinem Kampfhasen. Nach einem Jahr wieder ein Wettkampf, seit einem Jahr nicht mehr so weit gelaufen und gleich wieder so ein Tempo an den Tag gelegt. Toll.
Es gab ein Beweiseisen und einiges an Getränken. Aber was es nicht gab, war irgendwas zu essen. Keine Bananen, kein Müsliriegel, gar nix. Naja, dann hab ich eben ein bisschen Wasser getrunken und noch schnell zwei Bier hinterher, dann war die Welt gleich noch viel schöner.
Dann schlappten wir zurück zum Auto und fuhren durch den schönen Schwarzwald zurück ins schöne Elsass.

10 Kommentare:

Werner hat gesagt…

Klingt aber nach einem tollen Lauf, auch wenn soviel los war.
Wann hebst deinen 1000sten Cache? Da muss ich ja des Feuerwerk in Geisenried zünden :)

Charly hat gesagt…

Hm, gibt nix wirklich spektakuläres zum 1000. den ich heute mach. Mal sehn.

Charly hat gesagt…

Jetzt gibts schon mal ein paar Bilder vom Fotoservice.
Und ich muss sagen, ich seh richtig gut aus.
Sorry, ist doch so?!
Kann man hier guck
http://www.alphafoto.com/search.php?runID=131&sn=923&x=18&y=8

Startnummer 923

Werner hat gesagt…

Wo hastn Heino seine Sonnebrille gefunden?

Charly hat gesagt…

Die lag da so in einem Cache rum. Hab ich sie halt mitgenommen.
Heut hab ich übrigens den 1000. gemacht.

Werner hat gesagt…

Gratuliere, jetzt wirds aber langsam dünn in unserer Gegend mit neuen caches?

Laufmauselke hat gesagt…

Danke für den schönen Bericht und Glückwunsch zu Euren Leistungen.
LG Laufmaus Elke

Martin hat gesagt…

Wunderbar geschrieben! Musst wirklich grinsen als du die typische Mann-Frau bezieheung so treffend erzählt hast !Und so "Möchtegernturbos" zu überholen, macht doch tierisch Spaß. Manche können es einfach nicht haben wenn andere schneller sind.
Und der Lauf gefiele mir glaube ich auch

Charly hat gesagt…

Ja, es wird sehr dünn in der Gegend. Im Elsaß gibts schon noch ein paar schöne Touren zu machen. Dann noch am Kaiserstuhl.
Im Allgäu hab ich so ziemlich alles abgegrast. Da muss ich mich schon in Richtung Augsburg, München, Lindau, Memmingen orientieren. Aber das wird auch noch gesäubert :)

Danke für die Kommentare
Martin: Klar würde dir der Lauf gefallen als alter Pfälerwaldi :)

Anonym hat gesagt…

Hi charly, hast du das schön geschrieben, seeeehr witzig! Es hat doch echt was, so einen Lauf aus zwei verschiedenen Perspektiven "mitzuerleben."
Hasenmama