HOLE IN ONE

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HOLE IN ONE am 26.05.2011 um 15:25 Bahn 7

Donnerstag, 26. April 2012

Herr Lehmann

Es ist ja so traurig. 3 Tage hab ich nach meinem Kater gesucht und jetzt hab ich die Gewissheit, Herr Lehmann ist tot. Er wurde von einem Auto überfahren.
Ich hatte schon am Sonntag nach der Nachtschicht ein komisches Gefühl, als ich nach Hause gegangen bin. Als ich dann Daheim war, war mein Blick wie immer aufs Sofa, wo er immer sitzt. Das Sofa war leer. Mein Herz in der Hose. Das war nicht normal. Aber nicht wirklich Besorgnis erregend.
Als ich Mittags aufstand wieder zum Sofa geguckt, kein Limi. Er war die ganze Nacht nicht da, die Futterschüssel hats mir bewiesen. Nuri war wie üblich auf ihrem Kratzbaum. Aber Limi war net da. Da hatte ich einen Knoten im Bauch. Vielleicht kommt er noch.
Es wird Abend, kein Herr Lehmann. Ich hab die ganze Nachbarschaft abgesucht, nix zu finden. Auch in der Nacht bin ich nochmal raus, da hört man eher, wenn was maunzt oder kratzt. Vielleicht ist er irgendwo eingesperrt. Nuri ist immer mit mir mit und hat mitgesucht. Ich hab auch darauf geachtet, wie sie reagiert. Denn sie kann wohl den Bruder vielleicht wittern.
Traurig gings nach Hause. Ich hab mir solche Sorgen gemacht.
Am Dienstag bin ich noch ein paar mal raus und hab ihn gerufen. Hab alle Keller bei uns abgesucht, die Garagen. Viele Stellen 3, 4 mal.
Und immer die Hoffnung, wenn ich Heim komm, dass er völlig unbedarft auf dem Sofa sitzt und sagt, was gibts Neues? Aber die Hoffnung hat sich nicht erfüllt.
Gestern hab ich Vermisstenzettel gemacht. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause hab ich gleich mal in der Apotheke einen Zettel aufhängen lassen. Danach bin ich mit einem Stapel Zettel von Haus zu Haus, hab geklingelt und die Nachbarn gefragt, ob sie meinen Kater gesehen haben. Die Nuri ist zu jedem Nachbar mitgelaufen. Die Süße.
Nach 2 Stunden kam ein Anruf. Ein Herr hat mich auf dem Handy angerufen, dass er meinen Kater wohl gesehen hat. Er hat meinen Zettel in der Apotheke gesehen. Er war sehr einfühlsam am Handy und hat mir dann schonend gesagt, dass er wohl verstorben ist. Ich bin zu der Stelle, die er mir angegeben hat und hab meinen lieben Kater tot in den Büschen gefunden.
Jetzt hatte ich die Gewissheit und schon kamen mir auch die Tränen. Ich bin in die Knie gegangen und hab ihm übers Fell gestrichen. Dann hab ich ihn aufgehoben und hab ihn Heim getragen. Mein süßer Kater immer noch flauschig, aber so kalt. Man hat ihm kaum etwas angesehen. Er wurde aber wohl am Kopf von einem Auto erwischt. Irgendwer hat ihn dann anscheinend dort in die Büsche gelegt.
Ich denke, er war sofort tot. Mit Tränen in den Augen gings nun nach Hause. Ich hab dann auch gleich die Kerstin informiert, die sich natürlich auch die ganzen Tage so arg Sorgen gemacht hat. Doch wie sagt man das schonend, dass der Süße tot ist? Geht nicht. Dann haben wir zusammen übers Telefon geweint über unseren Verlust.
So eine Traurigkeit hab ich nur sehr selten erlebt.
Der Nuri hab ich den Limi nicht gezeigt. Ich glaub das ist besser so.
Ein paar Stunden später hab ich den Kater ins Auto gebracht und unsere letzte gemeinsame Reise gemacht. Meine Eltern waren leider nicht da. Dort sollte sein Grab sein. Denn dort ist auch deren Kater 2009 beerdigt worden. Er soll nicht alleine sein.
Ich hob für den Herrn Lehmann ein Grab aus. Als ich fertig war mit dem Ausgraben, hab ich Limi nochmal in den Arm genommen und hab mich auf einem Stuhl von ihm verabschiedet. Noch ein bisschen mit ihm geredet und ihm gesagt, was er doch für ein schöner, süßer, sensibler, toller Kater war.
Wenn er oben ankommt, soll er doch bitte alle grüßen, die schon vorher dort angekommen sind. Du wirst dann meine Großeltern kennen lernen und auch den Lucky, der Kater meiner Eltern.
Und er sollte mir auch versprechen, dass er auf uns alle aufpasst. Und irgendwann sind wir alle wieder zusammen. Danach hab ich ihn unter Tränen ins Grab gelegt, nochmal gedrückt und schließlich Erde über ihn gelegt. Dann bin ich noch etwas geblieben und hab noch eine Weile mit ihm geplaudert.
Ich fuhr dann nach Hause und hab die Nuri an mich gedrückt. Sie vermisst den Limi auch, das spür ich. Sie ist immer so anhänglich und will mich bestimmt fragen, wo denn wohl der Bruder bleibt?
Aber Herr Lehmann kommt nicht mehr. Sein Platz auf dem Sofa ist so leer, es ist so traurig.
Limi wurde nur 1,5 Jahre alt. Er hatte zwar ein viel zu kurzes Leben, aber das Leben war bestimmt wunderschön.
Ich hatte so schlimme Vorstellungen, was mit Katerle sein kann. Ist irgendwo eingesperrt und muss kläglich verdursten etc. Ich bin so froh, dass ich jetzt Gewissheit habe. Es ist zwar tragisch, aber wenn ich wochenlang nicht wüsste, was mit Limi los ist, das frisst einen doch auf. Da gehen einem 1000 Dinge durch den Kopf. Und es wäre immer die Hoffnung da, dass er vielleicht doch irgendwann nach Hause kommt auf sein Sofa. So können wir jetzt um unseren Kater trauern und ihn in wunderbarer Erinnerung behalten.
Ich weiß noch gut, wie wir von der Lizzy die Katzen angesehen haben, vier kleine, fiepige Miezen, von denen wir uns zwei aussuchten.
Die Carnelle, die sich dann doch als Herr Lehmann entwickelte und Nuri. So klein und verletzlich und doch bissi frech. Zwei kleine, federleichte Flauschis, in die man sich immer nur reinkuscheln wollte.
Der Herr Lehmann erlebte seinen ersten Winter und guckte mit großen, blauen Augen den Schnee an, der vorsichtig betatscht wurde.
Die ersten Freigänge, als der Frühling kam. Erst ganz vorsichtig, aber schon bald mit immer mehr Selbstbewusstsein.
Unsere gemeinsamen Spaziergänge im einzigen Sommer, den er erleben durfte, die gern mal 4 km lang sein durften. Das Mau, wenn er nicht zu sehen war, aber mitteilen wollte, dass er noch in der Nähe ist.
Limi wurde größer und schwerer und ein richtiger, wunderschöner Kater. Wir wurden ja so oft angesprochen, wie süß und schön unsere Katzen sind.
Viele Abenteuer mussten erlebt werden. Stolz wurden Mäuse Heim gebracht. Schimpfen nutzt nix. Sie haben sich so wohl gefühlt in unserem Heim, in unserem Garten. Gerekelt auf der Terrasse, die Sonne genossen und mit himmelblauen Augen in die Sonne geblinzelt.
Es kam der Herbst und die Entscheidung, dass Kerstin und ich uns trennen. Das haben die Miezen gemerkt, dass da ein Umbruch passiert. Limi hat dann angefangen zu markieren. Er war so arg sensibel und wollte die alte Normalität wieder haben. Ging aber nicht, die Wohnung wurde immer leerer. Und je näher der Umzug kam, umso verstörter wurde der Kater.
Nach dem Umzug waren die Katzen wesentlich entspannter. Es waren wieder Möbel da und die Kratzbäume. Alles wird gut, sagten die Miezen.
Nach ein paar Wochen durften die Kleinen ihre neue Umgebung erkunden. Die Bundesstraße war zwar ein gutes Stück weg, aber die Gefahr war halt da. Meine Miezen hatten ja ein großes Feld und nach osten hin Platz ohne Ende und ohne Gefahr. Es herrschte Normalität und Harmonie nach ein paar Wochen im neuen Heim. Es pegelte sich ein Katzenalltag ein. Ich dachte immer, die Katzen gehen nicht zur Bundesstraße. Aber da hab ich mich wohl geirrt. Am vergangenen Sonntag hat Limi dann die Straße überquert und war anscheinend auf dem Rückweg. Und dann kam das Auto. Mein Limi, ich vermiss dich 13. Oktober 2010 - 23.04.2012 Es ist ja so traurig. Dass einem so ein Tierchen so ans Herz wachsen kann.

9 Kommentare:

Charly hat gesagt…

Tut mir leid, dass es keine Absätze hat. Liest sich nicht gut. Blogger.com hat ein neues Design gemacht und jetzt geht das mit den Absätzen nicht mehr. Bzw. man muss wohl html einsetzen.
Vielleicht änder ich das noch.

Später

lizzy hat gesagt…

wie am Telefon schon gesagt - ich weiß ja, dass Worte von anderen da nicht wirklich trösten oder weiterhelfen.

Aber trotzdem: ich bin mit dir traurig und weiß wirklich gut - jetzt gerade wieder auch aktiv gefühlt - wie schlimm das ist. Und wie sehr man in der Zwickmühle sitzt.

Die Katzen als Hauskatzen drinnen lassen? Ich hab's nach Gretchens Tod lange überlegt. Aber ich kann das nicht - nicht rausgehen und die Miezen eingesperrt lassen. Abgeben? Wo gäbe es wirklich sichere Plätze? Wo gar keine Straßen weit und breit sind, sind Jäger ..

Wenn mir ein Tier stirbt (und bei Gretchen ist es schlimmer gewesen als bei Quax . Weil sie - genau wie Herr Lehmann - so jung und stark und schön war und noch so lange hätte leben sollen) dann verstehe ich, wo diese Geschichten vom Himmel herkommen. Weil sie den Übergang zum Loslassen ein klitzekleines bisschen leichter machen.

Deshalb stelle ich mir jetzt auch vor, dass Gretchen im Katzenhimmel auf ihrer Mäusefangwiese zusammen mit ihrem Sohn Herrn Lehmann auf die Pirsch geht und nicht mehr so alleine ist.

Sie waren und sind ja alle so besonders treue und anhängliche Katzen. Gretchen und ihre vier Kleinen aus dem letzten Wurf waren immer etwas ganz ganz besonderes. Natürlich sind sie alle auf ihre Art besonders. Aber die vier waren - wie die Mama auch -von Anfang an GANZ besonders. Es ist so traurig.

Charly hat gesagt…

Doch Lizzy, das hilft schon. Ich bin doch ziemlich erfreut darüber, wieviel Leute mit uns mitleiden.
Das tröstet. Man fühlt sich nicht so allein mit seinem Kummer.

Hase hat gesagt…

Jetzt heul ich schon wieder Rotz und Wasser. Das hast du SO schön einfühlsam geschrieben. Ganz, ganz lieb. Unser lieber Limi. Ach Mensch, warum nur?

Hilde hat gesagt…

Es hilft schon ein wenig, wenn man die Gewissheit hat, was mit seiner Katze passiert ist. Bei unserem Wuschel wissen wir bis heute nicht, was damals war. Er kam einfach nicht mehr und wir haben ihn auch nirgends an der Strasse oder so gefunden. Da macht man sich ewig einen Kopf, was wohl war, und hat immer die Hoffnung, das er plötzlich an der Tür steht... Meinen Tiger haben wir nach ein paar Tagen Suche tot gefunden...zum heulen wars, aber wir wussten dann, das er tot ist.
Könnt grad mitweinen mit euch :(

Hase hat gesagt…

Mir hilft das auch sehr, dass so liebe einfühlsame Reaktionen wie von euch kommen, Lizzy und Hilde.... danke. Zumal ihr das ja alle beide echt kennt und wisst, wie schlimm es ist und wie man sich fühlt.
Ja, Hilde, die Ungewissheit war am schlimmsten. Was man sich da alles ausmalt an Horrorszenarien... dass er irgendwo verletzt eingesperrt ist und jämmerlich verdurstet oder so.... der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!!
Jetzt wissen wir es sicher und sind einfach nur unendlich traurig..... wobei es heute schon ein bisschen besser war als gestern..... ich musste nur noch gefühlte 96 mal weinen und hab nur noch gefühlte dreiundzwanzigeinhalb Stunden an ihn gedacht..... ;-)

Charly hat gesagt…

Ja Hilde, das hilft sehr viel, wenn man weiß was los ist.
Dann kann man um seinen Kleinen trauern.
So hätte man eben immer das Kopfkino, was alles sein könnte. Die meisten Szenen im Kopf sind nicht schön. Das sollte jedem erspart bleiben. Ich kanns dir nachfühlen Hilde.
Der arme Kater. Meine Güte.

Anonym hat gesagt…

hallo nun wir waren doch in der Schweiz bei deinem bruder,habs jetzt gelesen bin auch traurig ,weiss wie das mit lacky war ,jetzt liegen die ja nebeneinander lacky wurde halt 20 jahre
fühle mit dir
mutter

Charly hat gesagt…

Danke Mutter. Der Lacky durfte wenigstens so alt werden. Der Herr Lehmann grad mal 1,5 Jahre. Der Arme