HOLE IN ONE

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HOLE IN ONE am 26.05.2011 um 15:25 Bahn 7

Sonntag, 18. Januar 2009

Lost Places



















Es gibt Cachertage, die sind einfach unbeschreiblich. Ich beschreibs aber trotzdem. Wie geil das war, wird trotzdem nicht so rüber kommen.
Ich hab mit einem Cacherkollegen mit seiner Frau eine Lost Place Cacherunde vereinbart. Dazu mussten wir nach Landsberg fahren.
Was sind denn Lost Places? Öhm, verlorene Plätze sozusagen. Also Stellen, Gebäude, Brücken usw. die mal von der Menschheit gebaut wurden und dann irgendwann verlassen wurden und einfach der Natur überlassen wurden. Und um Landsberg herum gibts sowas in rauen Massen. Es war einfach nur irre.
Am Vormittag haben wir uns also auf den Weg gemacht und haben erstmal ein ehemaliges Atomwaffenlager mitten in der allgäuer Pampa besichtigt. Dort war ich aber schon vor einer Weile. Ich kann mich noch vage erinnern, dass es sowas gab, aber ich wusste nie wo das war. Nun kann man das damals so abgeschottete Gebiet einfach so betreten. Die Bunker stehen noch alle schön herum, auch die Wachtürme. Manche Bunker sind offen, andere verschlossen. In den unverschlossenen fand ich uralte fußbetriebene Nähmaschinen, Gartenmöbel, Tische. Andere Bunker wurden als billige Silos betrieben. Dementsprechend roch es auch. Die schweren Türen musste man mit einem Kettenzug öffnen. Irgendwie auch recht deprimierend diese Location und damals natürlich auch brandgefährlich.
Weiter gings nun nach Kaufering. Dort Auto abgestellt und die Ausrüstung geschultert. Ich beschreib mal die Lost Places, die aber nicht in der Reihenfolge sind, wie wir sie gemacht haben, sondern aufsteigend nach geilheit. Da gab es zunächst einmal einen recht einfachen in einem alten kleinen Haus. Dort kam schon die Decke herunter. Wir mussten hier ein Bild mit Hammer in der Hand machen. Die Dose war unter Dachschindeln versteckt. Aber am Aussenfenster konnte man gut hochklettern.
Ein weiterer war ein Eingang in einen Keller. Dort ein Bild mit Rohrzange in der Hand gemacht. Die Dose war an die Wand gedübelt.
Noch nicht sehr spannend, nicht wahr? Kommt schon noch.
Einer war an einer ehemaligen Bundeswehrbahnstation (Ich schätz mal, das war so) verlassene eingezäuntes Gebäude, ohne Loch im Zaun. Daher konnte man das Gebäude nur von aussen angucken. Wir keilten uns durch die Hecken und Bäume und standen 200 Meter an der 'Kartbahn'. Zumindest hieß der Cache so und es sah auch so aus, wie auf einer riesigen Kartbahn, mit Banden aussen rum, oder vielleicht wie ein überdimensionales Eishockeyfeld. Dort an den Banden musste man die Koordinaten fürs Final suchen, die mit Pinselstrichen angemalt waren. Manchmal sieht man den Wald vor Bäumen nicht und meine Mitcacher Jens und Rita suchten eine Weile nach kleinen Zahlen, ich ließ sie suchen und hab längst die großen Zahlen gefunden und ins GPS eingegeben. Die Suche war aber dann auch nicht so leicht, weil die Zahlen falsch aufgemalt waren. Da war ein Zahlendreher drin. Naja, aber 27 Meter daneben wurde sie dann doch gefunden die Dose.
Bei der weiteren Durchsuchung des Geländes kamen wir an ein anderes ramponiertes Gebäude, bei dem schon die Bäume im Haus raus wachsen. Ein wilder Anblick. Dort draussen mussten wir in einen Gulli hinabsteigen und die Dose bergen. Dabei noch ein Foto machen, wie wir halb aus der Röhre raus gucken. Hier trafen wir noch weitere Cacherkollegen an, die mit dem Zug aus München angereist kamen und mit den Rädern hier auf dem Areal auf Dosensuche gingen. Die Münchner haben das nur so verstanden, dass man zur Hälfte drin und zur Hälfte draussen sein sollte. Aber welche Hälfte, stand ja nicht drin. So haben sich die drei mit dem Kopf voraus in den Gulli hinein gestopft und hatten nur den hinteren Teil draussen. Das Gelächter war natürlich groß.
Ein weiterer Cache war im 'Wasserloch' Auch eine Art Bunker, zur Hälfte abgerissen, der Rest steht noch. Und so kann man unten in den Keller rein krabbeln und über das Wasser wandeln. Gut, dass es so kalt war, so konnten wir übers Eis tapern und auf der Treppe die Dose loggen. Dass hier hin und wieder die Dorfjugend vorbei kommt, erkennt man an den Hinterlassenschaften. Sogar ein Mopedhelm lag rum. Die obligatorischen Gartenstühle, Eimer, Flaschen. Alles was man halt so braucht.
Ein Stück weiter war 'Das Rohr'. Ich sag nur 'MUSKELKATER'. Hier mitten im Wald war ein Rohr, mit einem Durchmesser von einem knappen Meter. Wir haben erstmal alle in das Rohr rein gerufen. Die Akustik war der Hammer. Jedes reingerufene Wort kam nach 1 Sekunde kristallklar wieder zurück. Superhall und auch a bissal gruselig. Ich als erfahrener Rohrbegeher zog mich erstmal aus, weil mir von allein warm werden würde. Jens und Rita winkten ab, achnööö, mach du mal, wir verzichten. Also bin ich frohgemut und todesverachtend in das Rohr gekrabbelt. Am Anfang gings noch ganz gut voran, die Kräfte waren frisch, ich konnte auch prima den Spinnen ausweichen, die an der Röhrendecke krabbelten. Mit Hirabira hatte ich die Hände frei und konnte mich so gut nach vorne arbeiten. Doch es wurde immer zäher, je länger ich unterwegs war. Und das Rohr hatte auch eine Länge von über 100 Metern. Das zieht sich. Ich hörte Jens und Rita draussen sich leise unterhalten und ich drehte mich immer wieder um, weil ich dachte, sie kämen mir doch nach und sind nur einen Meter hinter mir. Aber das war echt nur die Akustik. Da brauchts kein Telefon. Irgendwann kam ich an der Stelle an, wo die Dose hing und konnte aufrecht stehen. Ich blickte zurück und sah ganz weit weg und klein die Taschenlampe meiner Kollegen. Ich sagte leise, dass ich die Dose gefunden hab. Worauf zurück gebrüllt wurde, dass das ja toll wäre. Ich staunte wieder über die Akustik. Doch jetzt musste ich den ganzen Weg zurück krabbeln und das ging jetzt verdammt zäh, als wäre die Röhre wesentlich enger als vorher. Aber ich kämpfte mich voran. Nützt ja nix. Nach ein paar Verschnaufpausen kam ich mit knallroter Rübe wieder aus dem Loch gekrabbelt. Super.
Ein weiterer Lost Place war in einer Art Hangar. Ich bezweifel, dass da mal Flugzeuge drin waren. Ich hab keine Ahnung, was hier mal drin stand. Auf jeden Fall gabs etliche Winkel zu begucken. Dann gings hinab in den dunklen Keller auf Dosensuche in 2,20 Meter Höhe. Wir haben das immer so gehandhabt: Wenn einer die Dose fand, sagte er nix und ließ die andern selber suchen, bis sie ebenfalls die Dose gefunden haben. Dann machten wir ein Foto mit roter Nase. Sieht kuschelig aus in einer Art Strandkorb.
Nun kommt der nächste Streich. Eine komische Pflanze, die in den Himmel wächst. Dass die Pflanze aus Beton war, war schon klar hier. Es handelte sich um ein ehemaliges Krangebilde, der Kran war weg, die Betonstützen und die Führungsschienen waren noch da. Aber eben auch in gut 15 Metern Höhe. Als wir uns an der Treppe an einem mitten drauf wachsenden Fichtenbaum vorbei gekämpft haben, konnten wir die Treppen erklimmen. Das Geländer wackelte, hielt aber. War nicht wirklich gefährlich, wenn man sich immer am Geländer fest hielt, denn die Treppen waren nicht mehr so der Brüller, da muss mal mit dem Kehrdienst ein Hühnchen gerupft werden. In luftiger Höhe haben wir auf der Betonkonstruktion auch gleich die Dose gefunden. Also alle wieder zurück auf sicheres Terrain.
So, nun wird das 'Geisterhaus' beschrieben. Wieder ein Gebäude, bei dem kein Mensch weiß für was es gut war. Hatte auf jeden Fall alles was mit dem Militär zu tun. Ein Gebäude, mit Betontrichtern, Ventilen, vielen leeren Räumen. Hier mussten wir aufgemalte K's finden. Sind wir an einem K angelangt, gibt es einen Hinweis. Das erste K haben wir bald gefunden. Ich blickte mich um und sah in 4 Metern Höhe eine Dose schweben. Öhm, kurz überlegt und dann Jens und Rita gesagt, dass wir wohl nach oben müssen und die Dose dort oben hoch ziehen müssen. Also Treppe in den zweiten Stock genommen, Dose hochgehievt und Hinweis gelesen. Beim zweiten K hätten wir wohl eine UV Lampe gebraucht. Hatten wir nicht und so suchten wir eben ohne UV Licht. Aber keine Chance. Auch beim nächsten K konnten wir nix machen. Man musste einen Laserpointer auf eine bestimmte Stelle richten. Dort stand wieder mit UV Licht etwas angeschrieben. Nun standen wir da und kombinierten trotzdem die Lösung. Und mit ein bisschen Hirnschmalz konnten wir auch so die Koordinaten für die Dose errechnen.
Das Beste kommt zum Schluß, auch wenn das unsere erste Dose in Kaufering war.
Hier mussten wir uns einen Weg ins Areal suchen und standen dann vor einem mächtigen Gebäude. Eigentlich zweigeteilt und verbunden durch einen Tunnel. Hier sollten wir das ganze Gebäude, bzw. beide Gebäude absuchen und groß aufgemalte B's finden. Das erste B hatten wir schnell gefunden. Dann gings aussenrum zum nächsten Gebäude. Das Gebäude war wirklich groß, dementsprechend haben wir auch suchen müssen. Bei jedem B musste man natürlich ein Foto von sich machen, um zu beweisen, dass man alle gefunden hat. Über Treppen ohne Geländer gings über mehrere Etagen ohne Geländer an Löcher im Boden vorbei. Wieso kann man eigentlich so locker auf einem Gehweg spazieren gehen, aber auf einer Höhe von 15 Metern fühlt man sich auf einem 2 Meter breiten Steg so unsicher? Seltsam oder? Man musste schon sehr gut aufpassen, wo man hinmarschiert und wir haben uns auch immer gegenseitig klar gemacht, dass man nicht guckt und geht, sonder geht, stehen bleibt und sucht. Das wär sonst womöglich fatal geworden. So gesichert latschten wir das komplette Gebäude ab und rätselten darüber, was es denn hier auf sich hatte zur damaligen Zeit. Wir fanden uralte Duschzellen, wahrscheinlich Umkleideräume, weitere kleine und große Räume und auch ein paar aufgemalte B's. Natürlich waren die so versteckt, dass man das ganze Gebäude absuchen musste. Ein B war noch in gut 15 Metern Höhe, dazu musste man eine Stahlleiter hoch klettern. Oben angekommen, hielten wir uns sehr nah an der Wand, wegen dem 6x6 Meter großem Loch im Boden. Dort angekommen, hat uns Rita von unten aus fotografiert. Und dann gings wieder durch das enge Leiterloch nach unten.
Wir fanden Schienen und rätselten auch darüber. Oben waren Trichter, in die wohl etwas gefüllt wurde. Dafür wurden wohl Loren hoch gezogen oder fuhren von selbst nach oben?! Ich weiß es nicht. Zum schieben wärs wohl etwas fies gewesen. Wir folgten den Schienen auf einer langen Schräge nach unten. Und dort unten stand ein Rieseneimer. Das war dann auch der Cache. Aber nachdem wir noch nicht alle B's gefunden hatten, mussten wir das letzte B noch finden und fotografieren, sonst gilt der Log nicht. Also trennten wir uns und ich krabbelte in einen Tunnel, der eben jenes mit dem andern Gebäude verband. Dank Hirabira und Taschenlampe konnte ich dann auch am Ende des Tunnels das letzte B finden und rief die andern beiden her. Jetzt mussten wir noch über eine Stahlleiter nach oben klettern und über einen Steg zum B balanzieren. Das Foto wurde gemacht und dann verließen wir das wilde Gebäude wieder.
Hui, das war ein spannender Tag, da waren wir uns alle einig. Richtig abenteuerlich war das. Bei einem Weizen bei Jens und Rita daheim, haben wir den Tag noch ein bisschen sacken lassen und über die Dosen dieser Welt geredet.
Ich glaub nicht, dass ich es geschafft habe den Tag richtig rüber zu bringen und zu beschreiben. Aber man muss es einfach selber erlebt haben um den richtigen Eindruck zu gewinnen. Ich bin auf jeden Fall auch einen Tag später noch völlig begeistert.

Mittlerweile gibts weltweit übrigens schon über 714.000 Dosen. Das geht immer schneller.
Ich hab demnach genau jede 1000. Dose gefunden. Ich bin bei 715 Dosen.

10 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Wow! Da fühlt man sich doch irgendwie in die Kindheit zurück versetzt, oder? Bei uns im Wald gabs (gibt es wahrscheinlich immer noch) ne Menge Überreste vom Krieg und dazu noch eine große belgische Kaserne. Da war immer viel zu entdecken.

Im Urlaub hab ich das Buch von Hoecker bzgl. Cachen gelesen bzw. eigentlich gehört, was ich sehr amüsant fand. Und außerdem hab ich ne Menge übers Cachen dazu gelernt und wusste von daher, was "Lost Places" sind. Viel Spaß noch.

Charly hat gesagt…

Das Buch vom Hoecker hab ich auch gelesen. Hat mir gut gefallen. Ist gar nicht so leicht zu schreiben, ohne allzuviel zu verraten.
Das Frankenmemory, von dem er schreibt, das hab ich jetzt auch an Weihnachten zu Ende gebracht. Das war auch nicht schlecht.

Das Gelände hätte ja dann bestimmt auch ein prima Lost Place Potential. Kasernen und Kriegsreste sind da ja optimal dafür.

Blumenmond hat gesagt…

Ich weiß jetzt nicht genau, woran man einen Lost Space erkennt. Aber interessanterweise gibt es dort nur 5 Caches (unterentwickelt) und keiner deutet auf einen Lost Space hin. Hmmmm. Aber einer heißt "Kleiner Feigling", das wäre was für mich. Also nicht wegen des Getränkes sondern wegen "Feigling" und klein passt auch.

Charly hat gesagt…

Kannst du mir eine Ortschaft sagen, die da in der Nähe ist? Dann kann ich a bisserl stöbern :)

Werner hat gesagt…

Nett gemacht der Cache und schön geschrieben :)
Wusste garnicht das sich ein Atomwaffensilo bei uns im Allgäu versteckt !

Charly hat gesagt…

Tja, die Amis waren bei uns allgegenwärtig.
In Lagerlechfeld war das Flugkörpergeschwader 2.
Da wurden die Pershings stationiert.
In Igling gibts einen Wahnsinnsunding von Riesenbunker, der aus dem zweiten Weltkrieg stammt. Den wollte man sprengen nach dem Krieg. Keine Chance. Dann wurde er eben als eines der größten Bundeswehrlager in Deutschland genutzt. (oder immer noch) Da wurden sogar Alpha Jets und Lastwagen gelagert.
Das wussten die wenigsten mit dem Atomwaffenlager. Ich denk mir, dass sie da hoffentlich nur die Komponenten für die Waffen gelagert haben und die Sprengköpfe woanders waren. Ich weiß es nicht.

Anonym hat gesagt…

Eigentlich war es in der Umgebung schon bekannt, dass da Atomwaffen lagerten. Nur offiziell natürlich nicht.
Igling, Kaufering, Landsberg - schön, mal wieder was aus der Heimat zu lesen (ist übrigens Oberbayern und somit nicht mehr Allgäu!).
Vielleicht kannst Du mir nähere Informationen zur letzten Location geben (sofern das Cache-technisch zulässig ist). Möglicherweise kann ich ein paar Informationen dazu liefern.
Interessanter Bericht!

Charly hat gesagt…

Der Erste von der Serie war wirklich im Allgäu. Hart an der Grenze zur Landsberger, also oberbayrischen Grenze, aber doch noch tiefstes Ostallgäu bei Oberostendorf.
Hm, ich kann dir beschreiben wo das war.
Links oberhalb ist Igling, darunter ist die A 96. Dazwischen ist das ganze verlassene Areal.
Ich kann dir auch die Koordinaten sagen, wenns hilft.

N 48° 03.939 E 010° 50.738

Charly hat gesagt…

Aha, jetzt bin ich selber a bissal drauf gekommen, was das Gelände mal war.
Das ganze sollte mal als Sprengstofffabrik dienen in der Nazizeit.
Eigentlich wär vieles mit meinem Job verwandt, wie Energieversorgung, Kohlekessel, Entaschung, Wasseraufbereitung etc.
Ich hab einen hochinteressanten Artikel mit Bildern gefunden bei schatzsucher.de
Das ist ein Forum, da hab ich mich schnell angemeldet, damit ich relativ aktuelle und auch alte Bilder sehen konnte.

Wer will:
http://www.schatzsucher.de/Foren/showthread.php?t=30892

Nach dem Krieg, rissen sich die Amis das Gelände unter den Nagel. Ab 1958 wurde es wieder den Deutschen gegeben, die das Areal als Lager etc. nutzten. 1995 war Feierabend. Vieles wurde abgerissen und die Anlagen abgebaut. Das Ganze soll eigentlich mal ein Naherholungsgebiet sein. Aber ich glaub, der Abriss käme wohl etwas zu teuer. Wäre auch schade drum.

Hase hat gesagt…

Mei o mei, Hase - du bist ja vielleicht drauf :))

Ich freu mich, dass du so einen tollen Cachertag hattest! Der Bericht ist super!