HOLE IN ONE

HOLE IN ONE
HOLE IN ONE am 26.05.2011 um 15:25 Bahn 7

Sonntag, 14. April 2013

Es ist vollbracht


Ich bin zurück aus Dresden. War eine aufregende Angelegenheit.
Also am 10.4. bin ich nach Dresden gereist. Hat wieder super geklappt mit Zug, Flieger und Chauffeurservice.
Das Hotel war mitten in der Stadt, bei den Sehenswürdigkeiten, wie die Frauenkirche, Semperoper und das ganze berühmte Gedöns.
(Mir wurde von Dresdnern gesagt, dass viele Leute glauben, dass die Semperoper eine Brauerei ist, eben wegen der Radeberger Werbung und sind dann enttäuscht, dass es in der Semperoper keine Brauereiführung gibt)
So nun denn. Das Hotel mit dem Personal, top ausgebildet, wie aus dem Lehrbuch. Superhöflich, devot und immer 2 Meter Abstand und man muss immer 'Der Herr' sagen.
Naja, ich war ja auch unter lauter Schlipsträgern. Abends haben wir gemeinsam unter Fremden das CL Spiel der Bayern angesehen.
Danach Bett, denn in der Früh isses ja so weit.
Ich ging um halb 7 zum Frühstück. Ich hab zuvor per Mail mitgeteilt, dass ich Veganer bin, ob sie mir denn wohl Sojamilch organisieren könnten.
Ich geh also zum Frühstücksraum, stehe eine ziemlich scharf anzusehende Magd an einem Tischchen und fragte die Zimmernummer. Oha. Jetzt gleich? höhö.
Neeee, doch nur zum abhaaaken, Leute.
Dann stellte sie fest, dass ich der Veganer sei, sie kommt gleich wieder und besorgts mir. Sie besorgt mir was besonderes.
Dann kam sie mit enem Tablett angeschwebt und stellte es mir vor die Nase und erklärte mir die verschiedenen handgemachten Aufstriche. Wow, ja nicht schlecht. Sojamilch haben die immer vorrätig. Na also.
Schön das Frühstück geschlemmt und die holde Maid noch mit meinem entwaffnenden Lächeln verabschiedet.
Dann um 7:30 kam mein Chauffeur vorgefahren und fuhr mich zur Klinik. Dort wurde schon auf mich gewartet.
Ich kam in den Raum und wurde auf den supergemütlichen Stuhl verfrachtet und vorbereitet.
Das war schon strange. Links kam der Blutablauf rein, so wie beim Blutspenden. Dann gabs gefühlte 100 Schläuche, die zum Separator führten. Über mir schwebten 5 Beutel. Kochsalz, Kalzium, Beutel für die Stammzellen, fürs Blutplasma und noch einer. So und rechts kam dann der Rücklauf rein. Da ja beim Rücklauf mit Druck gearbeitet wird, muss die Nadel weiter hinein. Das war dann schon etwas heftig. Die dicke Nadel wurde 8 cm in die Vene geschoben. Dann ein Schlauch hinterhergeschoben, in das Loch der Spritze. Der Schlauch wurde fixiert und die Nadel wurde mit einem Fallschirmeffekt größer gemacht, dass man die Nadel über den Schlauch ziehen kann. Ich hab schon leichter gelacht. Dann wurde auch schon die Maschine angeworfen.
So, nu war Zeit. Wir konnten uns einen Film aussuchen. Ich hab mich durchgesetzt und hab für 'Das Parfum' plädiert. Wurde dann auch angeschaut.
So, da hing ich nun mit Kopfhörern und hatte es saubequem. Alle 10 Minuten kam jemand vorbei um zu gucken. Und ob man was wolle. Lieber nicht zu viel trinken, nicht dass man aufs Klo muss.
Irgendwann wurde zu viert geredet neben mir und dann kam die Ärztin und meinte, das wird heute nicht ausreichen, ich bleib jetzt höchstens 3 Stunden an der Maschine. Nach 1 Stunde bekam ich ein kribbeln in den Händen und am Mund. Anzeichen dafür, dass ich Kalziummangel bekomme. Das ist normal, das wurde schon im Voraus gesagt und ich bekam eine Infusion mit Kalzium mit verabreicht. Das Kribbeln hörte bald wieder auf.
Ich bekäme noch 2 Spritzenpakete und eine Tablette mit, die ich mir bitte noch verabreichen solle und dann wird morgen wieder die gleiche Prozedur durchgeführt. Ja ok, nach nicht mal 3 Std wurde ich also abgeklemmt. Der Film war aber noch gar nicht aus. Sauerei.
Na macht nix. Ich hab mich noch ordentlich gestärkt, da darfs dann auch mal ein Cola sein und hab mich vom Chauffeur zum Hotel zurück fahren lassen.
Das war auch so lustig. Vor der Klinik standen 10 Taxis, aber der Herr Charly soll ja nicht schnödes Taxi fahren, der soll ja chauffiert werden. Nach 5 Minuten kam dann auch ein schwarzer Benz, der Chauffeur sprang raus und öffnete mir die Tür. Brav.
Man kann sich fei ganz schnell daran gewöhnen.
Im Hotel hab ich der Rezeption gesagt, dass ich am nächsten Tag später auschecke. Wegen der erneuten Spende. Jo, ok. Kost halt extra. Naja, muss es ja nicht zahlen. Das Zimmer war ja auch ne Wucht. Fernseher mit Sky Anschluß. Bad mit viel Glas und Licht und Dusche, die sofort die gewünschte Wassertemperatur hat. Und mann konnte auch den Fernsehlautsprecher im Bad einstellen.
Dazu gabs noch 3 verschiedene Duschgels, Körperlotion und so Zeuch.
Minibar war randvoll gefüllt. Klimaanlage natürlich. Ich hatte sogar zwei !!! Telefone. Wieso brauch ich zwei Telefone?
Und ausserdem wars ein Doppelzimmer, nur für mich allein.
Und sauber war das Zimmer, da war nix irgendwie staubig, in keiner Ecke, nirgends. Geht ja fast nicht. Die schaffens.
Am Nachmittag hab ich ja ordentlich Zeit gehabt und hab Geocaches gesucht. 20 Stück wurden es. Und dabei hab ich natürlich die Kirchen, Brauereiopern, Brücken, Frauenkirche, Elbufer etc zu sehen bekommen. Tolle Gegend von Dresden. Da wurde ordentlich geklotzt mit unserm Soli :-)
Am Abend gings wieder an die Hotelbar und hab wieder was gegessen. 'Der Herr, was darfs sein? Penne al Arrabiattasauce solls sein? Vielen Dank, vielleicht zuvor ein paar Scheiben Brot mit Olivenöl, Butter und Balsamico der Herr?' Ja und a dunkles Weizen, bitte. Danke, der Herr, kommt sofort.
Oh Mann.
Fußball dann aufm Zimmer geguckt und am nächsten Tag stand ja auch schon wieder der Chauffeur neben der offenen Tür.
Also wieder in die Klinik. Diesmal war ich ganz allein mit 7 Frauen. Höhö. Auch nicht schlecht, oder?
Und nachdem ich allein war, konnt ich auch 'Das Parfum' fertig ansehen. Ich wurde wieder angeschlossen. Diesmal aber andersrum. Rechts Auslauf, links Rücklauf.
Und wieder die Horrornadel 8 cm in die Vene. Örghs. Da spürst du wo die hinwandert.
Öttl öttl öttl machte die Maschine. Bekam ich aber kaum mit, weil ich ja Kopfhörer hatte.
Um 12 Uhr sollte ich fertig sein. Ok.
Nachdem der Film aus war, hab ich James Bond, Skyfall einlegen lassen. War gut der Film.
Aber um 10 musste ich langsam mal aufs Klo. Tja, blöd. Geht ja nicht so einfach. Zur Not könne man mich schon abklemmen, aber besser wär natürlich, wenn ich durchhalten würde. Mach ich halt an Knoten rein.
Der Film lief, das Blut auch und meine Stammzellen sammelten sich im Beutel. Die Ärztin hat mich immer auf den neuesten Stand gebracht. Äh, dauert bis 12:15. Dauert bis 12:21, dauert bis 12:32, dauert bis 12:43. Abgeklemmt wurde ich schließlich nach 25 Sammlungen um kurz vor 13 Uhr. 5 Stunden war ich angeschlossen. Da wird die Zeit lang, trotz James Bond. Es wird auch viel länger, wenn man aufs Klo muss. Aber ich hab durchgehalten. Ich bekam meine Druckverbände und konnte mich wieder stärken. Klar zwischendrin wurde mir schon auch eine Semmel gebracht, Kaffee, Wasser oder was auch immer ich wollte. Alkohol übrigens nicht. Surprise.
Nun nachdem ich fertig war mit meiner Spende, wurde ich dann doch ernster. Diese lachsfarbenen Stammzellen von mir sollen schließlich ein Leben retten. Ich wünschte meinen Zellen alles Gute.
Draussen im Aufenthaltsraum wartete auch schon das Bluttaxi. Er wartete bis meine Stammzellen aus meinen zwei Spenden zusammen verpackt waren und verschwand damit blitzartig. Ich fragte eine Schwester noch, wann denn mein Patient die Transfusion bekäme? Ja womöglich noch am gleichen Tag, spätestens aber am Tag drauf, einem Samstag. Sie erklärte mir dann noch, wie das jetzt vor sich geht. Der Patient hatte die Chemo hinter sich und wurde bestrahlt, dass sein Knochenmark zerstört ist. Schließlich sollen meine gesunden Stammzellen nicht mit seinen Kranken zusammen kommen. Das wär tödlich.
Da kreisten meine Gedanken wieder um meinen Patienten. Wie er so rum liegt und auf meine Stammzellen hofft. Wahrscheinlich ist er gar nicht bei Bewusstsein, ich weiß es nicht. Nunja, jetzt hilft nur noch hoffen und Daumen drücken, dass meine Stammzellen bei ihm anschlagen und sich vermehren. Mehr kann ich nicht machen.
Ich ließ mich nach der Spende wieder zum Hotel fahren. Hab noch schnell geduscht und musste sehen, dass ich aus dem Hotel kam. Denn trotz VIP Status wird mein Flieger nicht auf mich warten.
Am Flughafen wars ja auch kurios. Ab und zu sah man einen Menschen. Ansonsten war da nichts los. Echt ein nahezu verwaister Flugplatz. Unglaublich. Ich hab ein paar Fotos aus verschiedenen Perspektiven gemacht und nirgends Leute zu sehen.
Der Flug verlief auch ohne Probleme und am frühen Abend war ich wieder Daheim bei meinen Katzen, die mich schon sehr vermisst hatten.

Ob ich mir diese Prozedur und trotz allen Annehmlichkeiten doch anstrengende Spende noch mal antun würde? Selbstverständlich. Es geht schließlich um ein Menschenleben.

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