Ja so ein Stress aber auch
Gestern hatte ich Nachtschicht. Nix los in der ganzen Fabrik. Mei war das ruhig. Naja, unsereins muss halt trotzdem Tag und Nacht da sein, damit nix in die Luft fliegt oder so.
Heute hab ich nochmal Nachtschicht und dann hab ich 2 Wochen frei. Ich find ja, es reicht scho wieder mit Arbeiten, das waren nach 2 Wochen frei immerhin 7 Arbeitstage. Man kanns ja auch übertreiben. Die Freizeit hab ich mir also redlich verdient, oder?
Heute früh kam ich also um 4 von der Arbeit heim und um 9:15 läutete auch schon wieder der Wecker. Ich musste zur Computertomographie. Ich hatte anfang Dezember eine Meniskusreizung. Ging schnell wieder weg und ich weiß auch sehr gut, woher die Reizung kam. Es lag an der Arbeit. Näher geh ich aber nicht drauf ein, sonst werd ich nur mit Mitleid überschüttet. :)
Nun gut, also schnell nen Kaffee gemacht und rein in den Thermobecher und rüber nach Kaufbeuren. Um 10 hatte ich Termin um halb 11 lag ich kuschelig in der Röhre. Das war ja zunächst mal spannend, aber dann doch eher entspannend. Und nachdem ich doch so müde war, bin ich da in der Röhre bei dem Getöse weggedöst. Das hatte irgendwie was von Sonnenbank. Wie Urlaub vom Weihnachtsstress. Irgendwann hörte der Lärm auf und mir wurde der Gehörschutz abgenommen. Ich war erst mal recht verwirrt.
Danach gings zum Doc rüber, der mir sagte, alles gut, nur normale Abnützung am rechten Innenmeniskus.
Da ich eh schon in der City war, gab ich mir noch eine Portion Weihnachtswahnsinn in der Fußgängerzone. Obwohl, so wahnsinnig wars gar nicht, man wurde kaum totgetrampelt und ein bisschen Schwund ist ja immer.
Nach 2 gekauften Büchern bin ich dann wieder Heim. Am Nachmittag noch schön gelaufen bei ruhigem milden Wetter und schon sitz ich wieder brav in der Arbeit und lausche dem mich wahnsinnig machenden Radiogedudel. Boah ist das schlimm in der Vorweihnachtszeit. Die Lieder. Es gibt ja nur 10 Weihnachtslieder. Höchstens. Und die werden einfach durchgespielt und fertig. Kaum ist der Last Christmas durch, kommt auch schon der nächste Weihnachtsschinken daher. Nicht auszuhalten, echt. Und wenn ich noch einmal 'Im dreaming of a white christmas' hören muss, schmeiss ich das Radio in den Kessel. Und während ich das schreibe, kommt auch schon wieder mein Freund, der 'little drummer boy' vorbei. I have no gift for you taratatatammm. Also verpiss dich doch taratatatamm.
Aber ich steh das durch, jawohl. Nur noch 7,5 Stunden.
Dann wünsch ich euch allen jetzt ein schönes Weihnachtsfest. Lasst euch ordentlich beschenken.
HOLE IN ONE
Dienstag, 23. Dezember 2008
Mittwoch, 17. Dezember 2008
Aber jetzt
Tja, wenn man lang nix mehr geschrieben hat, dann weiß man gar net wie anfangen, deshalb fang ich mal damit an, dass ich sage, dass ich lang nix mehr geschrieben hab und net weiß wie ich anfangen soll, dann gehts auch von alleine.
Wo waren wir denn stehen geblieben?
Kerstin und ich waren in England. Weihnachtsfeier bei ihrer Firma. Aber davon später mehr. Es war 'schlimm' :)
Aber zunächst fühlte ich mich wie ein Popstar. Ne, nicht weil ich so toll singen kann. Das natürlich auch, sondern weil ich jeden Tag woanders geschlafen hab. Erst bei mir Daheim, dann bei Hase Daheim, dann in Stuttgart, dann in Rugby (Ja genau, das Rugby, das den Sport dazu erfunden hat) und schließlich ein paar Tage am Stück in Tamworth. Das ist so eine kleine Industriestadt bei Böörmingham. Typisch englisch.
So, also zunächst gibts mal zu erzählen, dass ich 3 Tage krank geschrieben war. Ich hatte eine Meniskusreizung im Knie. Das ist aber schnell wieder vergangen.
Also rüber gemacht nach Colmar in die Hasenarme.
Am nächsten Tag fuhren wir über Freiburg nach Stuttgart. Dort haben wir übernachtet und 6 Stunden später waren wir auf dem Weg zum Flugplatz.
Der Pilot hat uns sicher nach London gebracht und dort wurden wir von einem SPI Kollegen abgeholt und fast 3 Stunden über die Midlands nach Tamworth gefahren. Ich sag euch, es ist total schräg, weil doch die Engländer links fahren. Das hat mich schon sehr aufmerksam sein lassen die kommenden Tage. Denn wenn man über die Straße läuft auf dem Kontinent, dann guckt man links und latscht los, bevor man nach rechts guckt. Fatal in England, guck nach links, lauf los und schon liegst du auf einer Ford Motorhaube.
Nachdem wir also in Tamworth angekommen sind, erstmal hallo gesagt und schon waren wir auf dem Weg nach Rugby, denn dort war die Weihnachtsfeier. Die Firma hat für alle Hotelzimmer gebucht. Auch mein Flug und alles war völlig kostenlos. Geil oder?
Es wurde Abend und wir machten uns schön. Mei, haben wir gut ausgesehen, gell Hase? Hase im Kleid, Hasenmann im Anzug. Schick, schick.
Wir waren die ersten an der Bar und zunächst gabs mal ein ordentliches Pint Guinness. Es dauerte nicht lange, kam der Chef an. Mit ihm hab ich ein bisschen Billard gespielt und uns gegenseitig versichert, dass wir gut spielen.
Immer mehr Leute kamen und dann wurde es Zeit für die Feier im Hotelsaal.
Das war ja was. Nix für schwache Nerven.
Es wurde ein Bufett aufgefahren. Und unsereins ist es ja gewohnt ein kleines Tellerchen zu nehmen und dezent etwas Futter aufzuladen. Nicht so in England. Da gabs Teller so groß wie Bratpfannen. Jeder ladet sich drauf, was drauf passt und schon wird gefuttert, was das Zeug hält. Ich mümmel gemütlich vor mich hin, als ich sehe, dass die sofort das Bufett wieder wegräumen. Gut, dass ich nicht sooo dezent war, bei der Essensaufladung.
Schon stand das Kuchenbufett an gleicher Stelle, wo nur Minuten zuvor der Braten und der Lachs standen. Ich hin und ordentlich Kuchen aufgeladen. Man lernt ja schnell. Gute Wahl, denn kaum hatte jeder das Bufett gestürmt, wurde der Kuchen auch schon wieder raus getragen. Die Band wurde aufgebaut und kaum die Kuchengabel weg gelegt fetzte die Band schon los.
In Deutschland kenn ich das ja, dass die Leute schüchtern und langsam nach und nach auf die Tanzfläche kommen. Nicht so die Engländer. Die Band spielte los, die Tanzfläche war voll. Meist Frauen, die total aufgebrezelt waren. Die Herren machten sich direkt auf den Weg zur Bar und schon hatte jeder ein Whiskyglas in der Hand. Das heisst aber nicht, dass nur die Herren am abschädeln waren. Die Damen gaben genauso Gas. Denn tanzen macht durst und 15 Minuten nach dem Kuchen saß kein Mensch mehr im eigentlichen Saal. Entweder wurde getanzt oder gesoffen. Oder einfach beides. Und wenn ich sage saufen, dann mein ich saufen und ich kenn mich da aus aus meiner Jugendzeit. Ständig gab es einen Freiwilligen, der die nächste Runde 'ausgab' Denn gekostet hats ja nix. Also hatte ich mal ein Becks in der Hand, dann ein Guinness, einen Whisky oder zwei, Ouzo, Becks, Ale, Whisky, Whisky, Whisky, Becks. Ich hab mich zurück gehalten. Ehrlich. Kerstin und ich waren die nüchternsten. Ich hab immer wieder den Tisch aufgeräumt und die Gläser und Flaschen an die Bar getragen. Aber innerhalb von Minuten war alles wieder voll gestellt. Lustig war auch mal eine Szene, wo 5 Männer und ich grinsend zusammen standen und Kerstin mich darauf aufmerksam machte, dass ich in der illustren Runde der einzige war, der nicht schwul war. Da war ja der Chef mit Ehemann, ein Büromitarbeiter mit Freund und noch ein Mitarbeiter. Fand ich lustig. Besoffen waren aber alle.
In der Zwischenzeit fielen auch im Hintergrund immer wieder ein paar Frauen um, rollten über das Sofa, verschütteten aber nicht das Glas, das sie in der Hand hielten. Die waren genauso breit wie die Männer. Die haben genauso wenig einen Hehl draus gemacht, dass hier eine geile Party abgeht. So verging die Zeit wie im Flug und als wir eigentlich die Chance hatten aufs Zimmer zu gehen, fiel plötzlich einem ein, man müsse jetzt Billard spielen. Ich musste natürlich mitkommen, als Experte und schon standen wir schwankend um den Billardtisch, mal das Queue in der Hand, mal den Whisky oder Becks, oder sonstwas. Irgendwann um 3 Uhr schafften wir es doch ins Hotelzimmer.
Am nächsten Tag aufgewacht. O, mein Gott, ich hab einen Teppich gefressen. Zumindest hatte ich den Geschmack im Mund. Bäh.
Wir schleppten uns zum Frühstück. Hase gings ja gut, sie hat ja net so viel getrunken, aber mir gings schon mal besser.
Äh ja, Frühstück in England. Klingelts da beim einen oder andern? Es gibt ja Kontinentalfrühstück, so wie wir das kennen oder eben das typisch englische Breakfast. Dafür hab ich mich entschieden. Naja, es gab das typische in der Früh um 10. Rührei, Bratwürste, gebackene Bohnen, den Speck hab ich liegen lassen. Ganz schön heftig. Danach wars mir erst richtig schlecht. Aber jammern gilt nicht.
Wir machten uns nach dem Frühstück reisefertig und wurden zurück gefahren nach Tamworth. Eine Stunde ernst aus dem Fenster gucken und mit der Übelkeit kämpfen. Aber alles ging gut. Ich hab mir schon einen englischen Satz für den Notfall zurecht gelegt. 'Stopp please, i must breaking' oder 'Please stop, i must take the breakfast one more time through the head'.
Als wir in Tamworth ankamen, direkt eingecheckt und ins Bett gefallen und auf die Dunkelheit gewartet.
Es wurde Sonntag. Wir fuhren mit dem Bus auf der linken Seite nach Birmingham. Dort gibt es das größte Einkaufszentrum in den Midlands, das Bullring. Mei ist das groß. Aber war mir erstmal wurscht. Hase ging einkaufen, ich musste meine Duftmarken in Birmingham setzen, indem ich dem Geocaching nachgegangen bin und endlich die ersten Dosen in England markieren konnte. 10 Stück hab ich gefunden. Danach sind wir noch durch die Arkaden des Einkaufszentrums gegangen. Übrigens, es war Sonntag und alle Läden waren offen. Da war was los. Anschließend gings wieder auf der linken Seite zurück nach Tamworth.
Es wurde Montag und Kerstin musste natürlich arbeiten. Aber Hasenmann kann man ja gut alleine lassen, es braucht nur zwei Voraussetzungen. Volle Batterien fürs GPS und diverse Dosen auf den Wiesen und in den Wäldern und auf den Dörfern Englands.
Also Laufklamotten angezogen. Eine kleine Flasche Wasser. GPS. Palm. Kuli. Und los gings hinaus aus Tamworth.
Ich lief auf der rechten Seite auf der Straße entlang und fand das immer sehr seltsam, wenn von hinten ein Auto kam. Andererseits ging ich immer in die Falle, wenn mir ein Auto entgegen kam. Schon komisch der Verkehr. Bald kam ich von der Hauptstraße weg und lief an einer kleineren Straße entlang. Da war ich auch etwas entspannter. Doch lang war ich nicht auf der Straße, denn die Dosen sollten auf Feldwegen liegen. Da es in England ja in der Regel nicht soooo sonnig ist, die Jahreszeit auch nicht sehr trocken ist, ist auch entsprechend der Zustand der Wiesen. Es dauerte nicht lang, da hatte ich patschnasse Füße und schlammige Laufschuhe. Trotzdem hat mir die Lauferei durch den Schmodder gut gefallen. Dose für Dose hab ich abgeklappert und fand immer neue Dosenvarianten. Da steht dann auch schon mal ein Sparschwein herum, oder eine alte Shampooflasche als Cache. Allerdings geben sich die Engländer bei den Logbüchern viel weniger Mühe, als z.B. die Deutschen. Und oft sind sie auch feucht.
Eine Dose konnte ich nicht finden und nachdem ich mich 15 Minuten neben und auf einem Friedhof befand, kam eine Frau aus dem Nebenhaus raus und fragte mich, was ich denn wohl da mache.
Ich gucke.
Ja was ich denn gucke
Ja, ich gucke halt so
Ich bin mir nicht sicher ob sie mit meiner Antwort zufrieden war.
Weiter gings über die Ländereien und Dörfer und nirgends fand ich ein Geschäft. Denn ich hatte ja nur meine kleine Flasche dabei, die auch längst leer war. Naja, das Wetter ist ja feucht. Ich werd schon nicht verdursten.
So verging die Zeit, ich lief von Dose zu Dose, hin und wieder zu einem Rätsel, das gelöst werden muss und weiter über die Dörfer um Tamworth. Mir reichte es aber irgendwann auch ganz gewaltig. Nach 30 km wollte ich per Anhalter zurück nach Tamworth. Aber das Problem bestand darin, dass es zu regnen begann. Wer will schon einen nassen Läufer mitnehmen? Ausserdem fuhren nur 3 Autos an mir vorbei, von denen mich keiner mitnahm. Na egal, dann lauf ich halt. So kams dann auch, dass ich nach über 7 Stunden und nach knapp 40 km zurück im Hotel war. Schnell geduscht und bald kam auch Kerstin von der Arbeit heim, der ich natürlich begeistert von der Runde erzählte, die ich gemacht habe. Die Schuhe wurden über die Heizung gehängt, denn am nächsten Tag brauchte ich sie ja wieder. Zum Essen gings in die Stadt. Hatte ich einen Hunger.
Der nächste Tag begann und wieder lag ein langer Cachetag vor mir. Allerdings waren die Dosen weiter weg. Doch wozu gibts die tollen Taxis in England, wo keins so aussieht wie das andere und unbedingt alt sein muss? Ich versuchte dem Taxifahrer klar zu machen, dass ich zu diesen und jenen Koordinaten wollte. Hat ihn etwas verwirrt. Gut dass ich das Navi von Kerstin hatte. So stellte ich die Koordinaten ein und gab ihm das Gerät durchs Fenster. Geht doch.
So fuhren wir 10 km durch die Prärie, bis mir der Fahrer sagte, dass es da vorne aber nicht mehr weiter ging. Passt scho, danke, da sind 12 Pfund. Tschüssi. Und have a nice day.
Diesmal machte ich zwei nette Themenrunden. Die erste Runde war schön zu laufen. Ein Fußweg kreuz und quer über die matschigen, nassen Wiesen. Nach der ersten Runde wurde es schwierig, ich musste mir einen Weg zurück suchen. Das Blöde war nur, dass da eine Autobahn im Weg war. Ich versuchte die zu umgehen und landete trotzdem irgendwann drauf. Jetzt aber schnell umdrehen.
Irgendwie schaffte ich es aber doch an die zweite Runde und durfte jetzt über eine typische, englische Landschaft marschieren. Da es hier so matschig war..... Ich wiederhol mich, oder? Naja, ich konnte halt nicht laufen, sondern musste den ganzen Weg gehen. Hin und wieder an den Bäumen den gröbsten Schlamm weg gemacht und weiter gelatscht. Auf den Wiesen standen oft Schafe herum und schauten mich neugierig an. Kam ich ihnen zu nahe, sind sie abgehauen. Ich unterhielt mich auch ab und zu mit den Schafen. So sagte ich zu einem Schaf z.B. als es davon stiebte. 'Brauchst gar net so mitm Hintern wackeln, ich steh nicht auf dich'. Diese 12 Dosen dann auch mehr oder weniger gut gefunden und schließlich auf göttlichem Asphalt zurück nach Tamworth gelaufen. Dort hab ich noch den Kanal aufgesucht und noch eine Dose geloggt, bevor ich zurück ins Hotel quatschte. Wieder Schuhe auf die Heizung und geduscht. Achja, nach den 40 km vom Vortag wurden es diesmal nur 29 km. *grins*
Da ich noch etwas Zeit hatte, dachte ich mir, ich geh mal ins Pub rüber. So, nun kam das Problem zum tragen, dass ich Deutscher bin. Ich setzte mich da an einen Tisch und wartete auf den Kellner. Ich hab solange meine Logs im Palm nachrecherchiert. Der Kellner kam aber nicht. Er lief 3x an mir vorbei. Pfffff, ich hab Zeit, der kann ruhig herkommen. So saß ich also so rum und wartete. Dem Kellner wars genauso wurscht, dass ich da saß. Na was soll denn des? Ich kann nämlich auch stur sein. So zog ich dann nach 45 Minuten wieder ab, stocknüchtern.
Als Hase von der Arbeit zurück kam, hab ich mal gefragt, ob das so üblich sei. Joah, das ist so üblich. In einem Pub geht man grundsätzlich an die Bar und sagt was man essen und trinken will. Wieder was gelernt. Dafür gingen wir dann am Abend noch zum Essen in ein anderes Pub in der Stadt. Dort gabs dann auch so ein typisches Ale für den Hasenmann. Glas voll bis zum Rand, kein Schaum, keine Kohlensäure. Aber gut. Danach schön gemümmelt und noch ein Guinness hinterher.
Schade, am Mittwoch gings wieder zurück nach Frankreich. Aber zuvor mussten wir ja nochmal die Odyssee nach London durchmachen. Aber auch das haben wir geschafft. Bei strahlendem, typisch englischen Sonnenschein gings ins Flugzeug und landeten im Schneegestöber von Stuttgart. Öhm, drehn wir um? Ne, wir fuhren nach Colmar zurück. Und so ging ein langer Tag zu Ende und schöne und spannende 5 Tage in England.
In diesen paar Tagen hab ich es doch tatsächlich geschafft über 50 Dosen zu finden. Innerhalb einer Woche sogar über 70 Dosen. Wird Zeit, dass ich einen eigenen Stempel bekomme, wo ich nur noch ins Logbuch stempeln muss, anstatt mühsam immer wieder HerrCharly zu schreiben.
Wir haben uns noch eine schöne Zeit in Colmar und Freiburg gemacht und mittlerweile bin ich wieder im verschneiten Allgäu angekommen. Ich konnte es aber sehr gut im schneefreien Colmar aushalten. Ich mag das Zeuch nunmal nicht.
So jetzt hör ich aber auf, denn Roman wollte ich keinen schreiben.
Danke fürs durchhalten und fürs lesen
Wo waren wir denn stehen geblieben?
Kerstin und ich waren in England. Weihnachtsfeier bei ihrer Firma. Aber davon später mehr. Es war 'schlimm' :)
Aber zunächst fühlte ich mich wie ein Popstar. Ne, nicht weil ich so toll singen kann. Das natürlich auch, sondern weil ich jeden Tag woanders geschlafen hab. Erst bei mir Daheim, dann bei Hase Daheim, dann in Stuttgart, dann in Rugby (Ja genau, das Rugby, das den Sport dazu erfunden hat) und schließlich ein paar Tage am Stück in Tamworth. Das ist so eine kleine Industriestadt bei Böörmingham. Typisch englisch.
So, also zunächst gibts mal zu erzählen, dass ich 3 Tage krank geschrieben war. Ich hatte eine Meniskusreizung im Knie. Das ist aber schnell wieder vergangen.
Also rüber gemacht nach Colmar in die Hasenarme.
Am nächsten Tag fuhren wir über Freiburg nach Stuttgart. Dort haben wir übernachtet und 6 Stunden später waren wir auf dem Weg zum Flugplatz.
Der Pilot hat uns sicher nach London gebracht und dort wurden wir von einem SPI Kollegen abgeholt und fast 3 Stunden über die Midlands nach Tamworth gefahren. Ich sag euch, es ist total schräg, weil doch die Engländer links fahren. Das hat mich schon sehr aufmerksam sein lassen die kommenden Tage. Denn wenn man über die Straße läuft auf dem Kontinent, dann guckt man links und latscht los, bevor man nach rechts guckt. Fatal in England, guck nach links, lauf los und schon liegst du auf einer Ford Motorhaube.
Nachdem wir also in Tamworth angekommen sind, erstmal hallo gesagt und schon waren wir auf dem Weg nach Rugby, denn dort war die Weihnachtsfeier. Die Firma hat für alle Hotelzimmer gebucht. Auch mein Flug und alles war völlig kostenlos. Geil oder?
Es wurde Abend und wir machten uns schön. Mei, haben wir gut ausgesehen, gell Hase? Hase im Kleid, Hasenmann im Anzug. Schick, schick.
Wir waren die ersten an der Bar und zunächst gabs mal ein ordentliches Pint Guinness. Es dauerte nicht lange, kam der Chef an. Mit ihm hab ich ein bisschen Billard gespielt und uns gegenseitig versichert, dass wir gut spielen.
Immer mehr Leute kamen und dann wurde es Zeit für die Feier im Hotelsaal.
Das war ja was. Nix für schwache Nerven.
Es wurde ein Bufett aufgefahren. Und unsereins ist es ja gewohnt ein kleines Tellerchen zu nehmen und dezent etwas Futter aufzuladen. Nicht so in England. Da gabs Teller so groß wie Bratpfannen. Jeder ladet sich drauf, was drauf passt und schon wird gefuttert, was das Zeug hält. Ich mümmel gemütlich vor mich hin, als ich sehe, dass die sofort das Bufett wieder wegräumen. Gut, dass ich nicht sooo dezent war, bei der Essensaufladung.
Schon stand das Kuchenbufett an gleicher Stelle, wo nur Minuten zuvor der Braten und der Lachs standen. Ich hin und ordentlich Kuchen aufgeladen. Man lernt ja schnell. Gute Wahl, denn kaum hatte jeder das Bufett gestürmt, wurde der Kuchen auch schon wieder raus getragen. Die Band wurde aufgebaut und kaum die Kuchengabel weg gelegt fetzte die Band schon los.
In Deutschland kenn ich das ja, dass die Leute schüchtern und langsam nach und nach auf die Tanzfläche kommen. Nicht so die Engländer. Die Band spielte los, die Tanzfläche war voll. Meist Frauen, die total aufgebrezelt waren. Die Herren machten sich direkt auf den Weg zur Bar und schon hatte jeder ein Whiskyglas in der Hand. Das heisst aber nicht, dass nur die Herren am abschädeln waren. Die Damen gaben genauso Gas. Denn tanzen macht durst und 15 Minuten nach dem Kuchen saß kein Mensch mehr im eigentlichen Saal. Entweder wurde getanzt oder gesoffen. Oder einfach beides. Und wenn ich sage saufen, dann mein ich saufen und ich kenn mich da aus aus meiner Jugendzeit. Ständig gab es einen Freiwilligen, der die nächste Runde 'ausgab' Denn gekostet hats ja nix. Also hatte ich mal ein Becks in der Hand, dann ein Guinness, einen Whisky oder zwei, Ouzo, Becks, Ale, Whisky, Whisky, Whisky, Becks. Ich hab mich zurück gehalten. Ehrlich. Kerstin und ich waren die nüchternsten. Ich hab immer wieder den Tisch aufgeräumt und die Gläser und Flaschen an die Bar getragen. Aber innerhalb von Minuten war alles wieder voll gestellt. Lustig war auch mal eine Szene, wo 5 Männer und ich grinsend zusammen standen und Kerstin mich darauf aufmerksam machte, dass ich in der illustren Runde der einzige war, der nicht schwul war. Da war ja der Chef mit Ehemann, ein Büromitarbeiter mit Freund und noch ein Mitarbeiter. Fand ich lustig. Besoffen waren aber alle.
In der Zwischenzeit fielen auch im Hintergrund immer wieder ein paar Frauen um, rollten über das Sofa, verschütteten aber nicht das Glas, das sie in der Hand hielten. Die waren genauso breit wie die Männer. Die haben genauso wenig einen Hehl draus gemacht, dass hier eine geile Party abgeht. So verging die Zeit wie im Flug und als wir eigentlich die Chance hatten aufs Zimmer zu gehen, fiel plötzlich einem ein, man müsse jetzt Billard spielen. Ich musste natürlich mitkommen, als Experte und schon standen wir schwankend um den Billardtisch, mal das Queue in der Hand, mal den Whisky oder Becks, oder sonstwas. Irgendwann um 3 Uhr schafften wir es doch ins Hotelzimmer.
Am nächsten Tag aufgewacht. O, mein Gott, ich hab einen Teppich gefressen. Zumindest hatte ich den Geschmack im Mund. Bäh.
Wir schleppten uns zum Frühstück. Hase gings ja gut, sie hat ja net so viel getrunken, aber mir gings schon mal besser.
Äh ja, Frühstück in England. Klingelts da beim einen oder andern? Es gibt ja Kontinentalfrühstück, so wie wir das kennen oder eben das typisch englische Breakfast. Dafür hab ich mich entschieden. Naja, es gab das typische in der Früh um 10. Rührei, Bratwürste, gebackene Bohnen, den Speck hab ich liegen lassen. Ganz schön heftig. Danach wars mir erst richtig schlecht. Aber jammern gilt nicht.
Wir machten uns nach dem Frühstück reisefertig und wurden zurück gefahren nach Tamworth. Eine Stunde ernst aus dem Fenster gucken und mit der Übelkeit kämpfen. Aber alles ging gut. Ich hab mir schon einen englischen Satz für den Notfall zurecht gelegt. 'Stopp please, i must breaking' oder 'Please stop, i must take the breakfast one more time through the head'.
Als wir in Tamworth ankamen, direkt eingecheckt und ins Bett gefallen und auf die Dunkelheit gewartet.
Es wurde Sonntag. Wir fuhren mit dem Bus auf der linken Seite nach Birmingham. Dort gibt es das größte Einkaufszentrum in den Midlands, das Bullring. Mei ist das groß. Aber war mir erstmal wurscht. Hase ging einkaufen, ich musste meine Duftmarken in Birmingham setzen, indem ich dem Geocaching nachgegangen bin und endlich die ersten Dosen in England markieren konnte. 10 Stück hab ich gefunden. Danach sind wir noch durch die Arkaden des Einkaufszentrums gegangen. Übrigens, es war Sonntag und alle Läden waren offen. Da war was los. Anschließend gings wieder auf der linken Seite zurück nach Tamworth.
Es wurde Montag und Kerstin musste natürlich arbeiten. Aber Hasenmann kann man ja gut alleine lassen, es braucht nur zwei Voraussetzungen. Volle Batterien fürs GPS und diverse Dosen auf den Wiesen und in den Wäldern und auf den Dörfern Englands.
Also Laufklamotten angezogen. Eine kleine Flasche Wasser. GPS. Palm. Kuli. Und los gings hinaus aus Tamworth.
Ich lief auf der rechten Seite auf der Straße entlang und fand das immer sehr seltsam, wenn von hinten ein Auto kam. Andererseits ging ich immer in die Falle, wenn mir ein Auto entgegen kam. Schon komisch der Verkehr. Bald kam ich von der Hauptstraße weg und lief an einer kleineren Straße entlang. Da war ich auch etwas entspannter. Doch lang war ich nicht auf der Straße, denn die Dosen sollten auf Feldwegen liegen. Da es in England ja in der Regel nicht soooo sonnig ist, die Jahreszeit auch nicht sehr trocken ist, ist auch entsprechend der Zustand der Wiesen. Es dauerte nicht lang, da hatte ich patschnasse Füße und schlammige Laufschuhe. Trotzdem hat mir die Lauferei durch den Schmodder gut gefallen. Dose für Dose hab ich abgeklappert und fand immer neue Dosenvarianten. Da steht dann auch schon mal ein Sparschwein herum, oder eine alte Shampooflasche als Cache. Allerdings geben sich die Engländer bei den Logbüchern viel weniger Mühe, als z.B. die Deutschen. Und oft sind sie auch feucht.
Eine Dose konnte ich nicht finden und nachdem ich mich 15 Minuten neben und auf einem Friedhof befand, kam eine Frau aus dem Nebenhaus raus und fragte mich, was ich denn wohl da mache.
Ich gucke.
Ja was ich denn gucke
Ja, ich gucke halt so
Ich bin mir nicht sicher ob sie mit meiner Antwort zufrieden war.
Weiter gings über die Ländereien und Dörfer und nirgends fand ich ein Geschäft. Denn ich hatte ja nur meine kleine Flasche dabei, die auch längst leer war. Naja, das Wetter ist ja feucht. Ich werd schon nicht verdursten.
So verging die Zeit, ich lief von Dose zu Dose, hin und wieder zu einem Rätsel, das gelöst werden muss und weiter über die Dörfer um Tamworth. Mir reichte es aber irgendwann auch ganz gewaltig. Nach 30 km wollte ich per Anhalter zurück nach Tamworth. Aber das Problem bestand darin, dass es zu regnen begann. Wer will schon einen nassen Läufer mitnehmen? Ausserdem fuhren nur 3 Autos an mir vorbei, von denen mich keiner mitnahm. Na egal, dann lauf ich halt. So kams dann auch, dass ich nach über 7 Stunden und nach knapp 40 km zurück im Hotel war. Schnell geduscht und bald kam auch Kerstin von der Arbeit heim, der ich natürlich begeistert von der Runde erzählte, die ich gemacht habe. Die Schuhe wurden über die Heizung gehängt, denn am nächsten Tag brauchte ich sie ja wieder. Zum Essen gings in die Stadt. Hatte ich einen Hunger.
Der nächste Tag begann und wieder lag ein langer Cachetag vor mir. Allerdings waren die Dosen weiter weg. Doch wozu gibts die tollen Taxis in England, wo keins so aussieht wie das andere und unbedingt alt sein muss? Ich versuchte dem Taxifahrer klar zu machen, dass ich zu diesen und jenen Koordinaten wollte. Hat ihn etwas verwirrt. Gut dass ich das Navi von Kerstin hatte. So stellte ich die Koordinaten ein und gab ihm das Gerät durchs Fenster. Geht doch.
So fuhren wir 10 km durch die Prärie, bis mir der Fahrer sagte, dass es da vorne aber nicht mehr weiter ging. Passt scho, danke, da sind 12 Pfund. Tschüssi. Und have a nice day.
Diesmal machte ich zwei nette Themenrunden. Die erste Runde war schön zu laufen. Ein Fußweg kreuz und quer über die matschigen, nassen Wiesen. Nach der ersten Runde wurde es schwierig, ich musste mir einen Weg zurück suchen. Das Blöde war nur, dass da eine Autobahn im Weg war. Ich versuchte die zu umgehen und landete trotzdem irgendwann drauf. Jetzt aber schnell umdrehen.
Irgendwie schaffte ich es aber doch an die zweite Runde und durfte jetzt über eine typische, englische Landschaft marschieren. Da es hier so matschig war..... Ich wiederhol mich, oder? Naja, ich konnte halt nicht laufen, sondern musste den ganzen Weg gehen. Hin und wieder an den Bäumen den gröbsten Schlamm weg gemacht und weiter gelatscht. Auf den Wiesen standen oft Schafe herum und schauten mich neugierig an. Kam ich ihnen zu nahe, sind sie abgehauen. Ich unterhielt mich auch ab und zu mit den Schafen. So sagte ich zu einem Schaf z.B. als es davon stiebte. 'Brauchst gar net so mitm Hintern wackeln, ich steh nicht auf dich'. Diese 12 Dosen dann auch mehr oder weniger gut gefunden und schließlich auf göttlichem Asphalt zurück nach Tamworth gelaufen. Dort hab ich noch den Kanal aufgesucht und noch eine Dose geloggt, bevor ich zurück ins Hotel quatschte. Wieder Schuhe auf die Heizung und geduscht. Achja, nach den 40 km vom Vortag wurden es diesmal nur 29 km. *grins*
Da ich noch etwas Zeit hatte, dachte ich mir, ich geh mal ins Pub rüber. So, nun kam das Problem zum tragen, dass ich Deutscher bin. Ich setzte mich da an einen Tisch und wartete auf den Kellner. Ich hab solange meine Logs im Palm nachrecherchiert. Der Kellner kam aber nicht. Er lief 3x an mir vorbei. Pfffff, ich hab Zeit, der kann ruhig herkommen. So saß ich also so rum und wartete. Dem Kellner wars genauso wurscht, dass ich da saß. Na was soll denn des? Ich kann nämlich auch stur sein. So zog ich dann nach 45 Minuten wieder ab, stocknüchtern.
Als Hase von der Arbeit zurück kam, hab ich mal gefragt, ob das so üblich sei. Joah, das ist so üblich. In einem Pub geht man grundsätzlich an die Bar und sagt was man essen und trinken will. Wieder was gelernt. Dafür gingen wir dann am Abend noch zum Essen in ein anderes Pub in der Stadt. Dort gabs dann auch so ein typisches Ale für den Hasenmann. Glas voll bis zum Rand, kein Schaum, keine Kohlensäure. Aber gut. Danach schön gemümmelt und noch ein Guinness hinterher.
Schade, am Mittwoch gings wieder zurück nach Frankreich. Aber zuvor mussten wir ja nochmal die Odyssee nach London durchmachen. Aber auch das haben wir geschafft. Bei strahlendem, typisch englischen Sonnenschein gings ins Flugzeug und landeten im Schneegestöber von Stuttgart. Öhm, drehn wir um? Ne, wir fuhren nach Colmar zurück. Und so ging ein langer Tag zu Ende und schöne und spannende 5 Tage in England.
In diesen paar Tagen hab ich es doch tatsächlich geschafft über 50 Dosen zu finden. Innerhalb einer Woche sogar über 70 Dosen. Wird Zeit, dass ich einen eigenen Stempel bekomme, wo ich nur noch ins Logbuch stempeln muss, anstatt mühsam immer wieder HerrCharly zu schreiben.
Wir haben uns noch eine schöne Zeit in Colmar und Freiburg gemacht und mittlerweile bin ich wieder im verschneiten Allgäu angekommen. Ich konnte es aber sehr gut im schneefreien Colmar aushalten. Ich mag das Zeuch nunmal nicht.
So jetzt hör ich aber auf, denn Roman wollte ich keinen schreiben.
Danke fürs durchhalten und fürs lesen
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